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Newsletter 2/2014

FreshX: Neue Gestalten des Kirche-Seins in der Schweiz

Aus England kommend haben die «fresh expressions of Church» (Neue Ausdrucksweisen von Kirche), kurz «fresh X», unser Land erreicht. Ein interkonfessionelles Netzwerk «fresh expressions Schweiz» ist am Entstehen, ein Runder Tisch hat sich konstituiert. Kann man auch von «fresh X» in der katholischen Kirche sprechen?
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Überkonfessioneller Runder Tisch

In der Schweiz ist ein neu erwachendes Interesse an anderen Formen von Kirchesein spürbar. Dieses Interesse zeigt sich über alle Konfessionen hinweg. Im katholischen Raum sind es besonders die Vorstellungen von Kleinen Christlichen Gemeinschaften und die Erfahrungen in der französischen Diözese von Poitiers, die diskutiert werden. Auf evangelischer Seite finden die fresh X-Impulse, die aus der anglikanischen Kirche von England kommen, breite Resonanz: Kirchliche Gemeindebildung dort, wo Menschen sich im Alltag begegnen.
Diese Bewegung hat sich so weit verbreitet, dass eine überkonfessionelle Spurgruppe am 11. März zu einem ersten Runden Tisch über «fresh expressions» eingeladen hat. Das neue Forum ist gedacht als Kern eines Netzwerks zu innovativen Ansätzen und Gestalten kontextueller Kirchenentwicklung. Der Tisch soll halbjährlich stattfinden, dem Austausch und der gegenseitigen Ermutigung über die konfessionellen Grenzen hinweg dienen. Die zweite Runde versammelte am 9. September rund 60 Personen, wovon 20 aus der Westschweiz.

Und fresh X in der katholischen Kirche?
Obwohl nur schwerlich mit den Ansätzen, die von England her kommen, unter einen Hut zu bringen, gibt es hierzulande in den letzten Jahrzehnten durchaus diverse Aufbrüche: geistliche Bewegungen – mehr oder weniger weltoffene, Jugendtreffpunkte – wie das viadukt in Zürich, Offene Kirchen in den Cities – häufig in ökumenischer Offenheit oder Zusammenarbeit. Der wohl bedeutendste und nachhaltigste Aufbruch, der die Weltkirche gegenwärtig bewegt und verwandelt, ist jener der Kleinen Christlichen Gemeinschaften, die das «Gospelsharing» pflegen. Die dafür meist benutzte deutsche Übersetzung «Bibelteilen» vermag die Fülle des englischen Begriffs leider nur unzureichend widerzugeben. Präziser wäre die Umschreibung: Die Freude des Evangeliums miteinander teilen, erfahren und weitergeben.
Kleine Christliche Gemeinschaften, kurz KCG, ist ein Oberbegriff. Denn die einzelnen Gemeinschaften sind vielfältig, jede hat ihr eigenes Gesicht. Allen gemeinsam ist, dass die Partizipation aller Mitglieder gross geschrieben wird. Es sind die Laien (abgeleitet von laos = Volk, biblisch das Volk Gottes), die die Gemeinschaften tragen. Aufgrund der Taufwürde ist jede und jeder zum allgemeinen Priestertum berufen. Christlich sind sie, weil sie sich bewusst um Jesus Christus versammeln und sich als Weggemeinschaft mit ihm verstehen. Das bricht auch die festgefahrene Institution Kirche auf. Kirche, abgeleitet von kyriake = die vom Herrn Gerufenen: jene die berührt sind von Jesus Christus, seinem Leben, seinem Zeugnis, seiner Botschaft vom angebrochenen Reich Gottes und sich als WeggefährtInnen in seine Bewegung stellen, miteinander unterwegs sind, sich für das «Leben in Fülle für alle» (Joh 10,10) engagieren.

Ein weltkirchlicher Lernprozess

Die Bewegung der KCG hat verschiedene Wurzeln und ist ein weltkirchlicher Lernprozess. Das Zweite Vatikanische Konzil öffnete mit der Konstitution über die Kirche «Lumen gentium» (Licht der Völker) den Raum für neue Formen partizipativen Kircheseins und wertete die Laien und ihre Sendung auf. Auf dieser Grundlage entstanden zuerst in Lateinamerika (oft von unten her und gegen den Widerstand von Kirchenleitungen) und in Ostafrika (dort gestützt von den Bischofskonferenzen und als Substruktur der riesigen Pfarreien gedacht) Kirchliche Basisgemeinden, die in andere Regionen der Welt ausstrahlten. In Südafrika entwickelten sich die «7 Schritte des Gospelsharings», ein geniales Instrument für die Gestaltung und den Ablauf der Zusammenkünfte. In Europa, zunächst verkürzt als spezielle Methode des Bibellesens missverstanden, entdeckt man erst nach und nach den liturgischen Charakter der Zusammenkünfte und die Kraft des gemeinsamen Handelns nach aussen.
Es war schliesslich die Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen, welche KCG und Gospelsharing zu einem pastoralen Programm verknüpfte. Bekannt wurde es unter der Abkürzung AsIPA (Asiatischer Integraler Pastoral-Ansatz). Auch wenn nicht alle Bischofskonferenzen und nicht jeder Bischof mitmachten, darf man heute feststellen: Wo die Ortskirchen die KCG förderten und fördern, da blühte und blüht das kirchliche Leben auf.

asipa in der Schweiz

In Asien kamen Schweizer Missionare und in der Entwicklungszusammenarbeit tätige Personen mit AsIPA in Berührung und organisierten 2003 eine Studienreise auf die Philippinen. Im Anschluss daran entstand die Koordinationsgruppe AsIPA. Seit 10 Jahren existiert nun asipa.ch, aber es gibt keine einzige KCG in der Schweiz, die sich AsIPA-Gruppe nennt. Und das ist gut so!
In der Pfarrei Maria Lourdes in Zürich-Seebach verstehen sich die KCG, von denen es mehrere gibt, als Gemeinschaften der Nachbarschaft. Als Kirche vor Ort erspüren sie die Sorgen und Nöte, Freuden und Leiden in ihrer Umgebung und nehmen ihre Sendung im Quartier wahr. In Kleinbasel, wo Christinnen und Christen aus vielen Nationen wohnen, haben die KCG eine stark integrative Kraft und führen zu lebendigen Beziehungen. In den Gemeinden des Pastoralraums Hallau-Neuhausen nennen sie sich Ortsgemeinschaften, machen Hausbesuche, organisieren das kirchliche Leben vor Ort, je nach ihren Möglichkeiten und den jeweiligen Charismen der Beteiligten. Im solothurnischen Gäu treffen sich Menschen aus allen fünf Pastoralraumpfarreien monatlich zum gemeinsamen Gospelsharing. Hier, sagen sie, «wird unser Leben am Stromnetz der frohen Botschaft und umgekehrt die frohe Botschaft am Stromnetz des Lebens angeschlossen».

Prozesse anregen und begleiten

Basis- und Bibelteilgruppen, meist zählen diese zwischen 6 und 15 Mitglieder, gibt es auch in anderen Gemeinden der Schweiz. Viele treffen sich alle zwei Wochen in einem kirchlichen Lokal oder im Turnus bei einem der Gruppenmitglieder. Die KCG zeichnen sich nicht zuletzt durch ihre vielfältigen Ausprägungen und je eigenen Sendungen aus. Alle aber möchten, ausgehend von ihrer Spiritualität, ihren Beitrag leisten, damit unsere Gesellschaft lebensfreundlicher und unsere Kirche solidarischer wird. KCG sind nicht Ausführende von irgendwelchen Vorgaben, keine Handlanger, die etwas für andere organisieren, sondern Gemeinschaften, die – entsprechend den Talenten und Charismen der einzelnen – das kirchliche Leben aktiv gestalten und den Dienst an den Mitmenschen und an der Gesellschaft in die Hände nehmen, so «dem Glauben Hände geben» (Slogan des Monats der Weltmission 2013).
Und was macht die Koordinationsgruppe asipa.ch? Hier laufen viele Fäden zusammen. In erster Linie versucht sie Impulse zu geben, Prozesse zu begleiten, Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, auf Anfrage Unterstützung anzubieten. Dazu dienen u.a. die jährliche Impulstagung, der E-Newsletter, die Webseite, die internationale Vernetzung, das Mittragen von Kursangeboten. Wie z.B. den dreiteiligen Kurs mit dem programmatischen Titel «Kirche geht …»

Josef Wey


Prophetische Spiritualität und Gemeinschaftsbildung

25 Jahre nach der ersten Ökumenischen Versammlung zu «Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung» (GFS), zu welcher damals alle europäischen Kirchen gemeinsam nach Basel eingeladen hatten, kamen in Mainz über 500 bewegte Christinnen und Christen zu einem Zwischenhalt zusammen.
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An vier Plenarveranstaltungen und mehr als hundert Workshops setzten sie sich mit den höchst aktuellen und spannungsvollen Sachthemen «Gieriges Geld – Solidarisches Wirtschaften», «Klimawandel und Biosphärenkrise – Chancen für eine Grosse Transformation» und «Kein Blut für Rohstoffe – Gerechter Frieden statt militärische Gewalt» auseinander. Beat Dietschy, Zentralsekretär von Brot für alle, spitzte in seinem Plenumsbeitrag zum Klimawandel zu, um was es geht: «Sicherer [als vor 25 Jahren] sind die Prognosen, schneller sind die Effekte, und schlimmer sind die Folgen vor allem für die verletzlichen Teile der Erde. Das erhöht die Kriegsgefahr. Wachstumswahn führt zu einer Übernutzung des Planeten. Es ist auch ein Gerechtigkeitsproblem. Darum braucht es [für die angestrebte Grosse Transformation] die vernetzte Zivilgesellschaft international – die Kirchen eingeschlossen.» Erstaunlich, wie während vier Tagen eine gemeinsame Erklärung entstehen konnte. Die 20-köpfige Schweizer Delegation hat die «Mainzer Botschaft» am 26. Mai an Bischof Markus Büchel zu Handen der Bischofskonferenz übergeben dürfen.

Umrahmt war die Versammlung von der Eröffnungsfeier in der evangelischen Christuskirche, den täglichen Morgengebeten sowie dem feierlichen Schlussgottesdienst in der katholischen Petrus Canisius-Kirche. Die Versammlung machte deutlich, dass der von den Kirchen initiierte GFS-Prozess weiterlebt. Aber umgekehrt wurde auch deutlich, dass sich viele der sozialethisch engagierten ChristInnen als kirchliche RandgängerInnen erleben, die oft bessere Anknüpfungspunkte für Weggemeinschaften in säkularen NGO’s finden. Für die Kirche bleibt die drängende Herausforderung, wie es gelingen kann, die verschiedenen Spiritualitäten optimal in Beziehung zu bringen, damit sie sich gegenseitig bereichern und durchdringen, so «dass wir leuchten im Zeugnis der Gemeinschaft, des Dienstes, des brennenden und hochherzigen Glaubens, der Gerechtigkeit und der Liebe zu den Armen, damit die Freude des Evangeliums bis an die Grenzen der Erde gelange und keiner Peripherie sein Licht vorenthalten werde» (Papst Franziskus, Evangelii Gaudium, Nr. 288).


Bibel-Teilen in Altdorf

Eine Gruppe aus dem Seelsorgeraum Altdorf hat sich im Januar 2013 neu formiert, umd sich regelmässig zum Bibelaustausch nach der «Sieben Schritt-Methode» zu treffen.
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Eine kleine Umfrage nach eineinhalb Jahren hat interessante Rückmeldungen hervorgebracht. Eine Frau, welche zum ersten Mal in einer Bibelgruppe mitmacht, sagte: «Es macht mir Freude, dass mich das, was als gemeinsame Errungenschaft aus dem Austausch sichtbar wurde, in der Zeit danach weiterhin begleitet. Es stärkt mich im Alltag. Auch kann ich das Gelesene besser verstehen. Zuvor habe ich kaum in der Bibel gelesen.»
Eine in verschiedenen Bibelgruppen erfahrene Person berichtet: «Ich finde es spannend, das Evangelium, über welches wir uns in der Gruppe ausgetauscht haben, am folgenden Sonntag, mit den Gedanken des Predigers zu vergleichen. Man hört genauer hin. Die ‚Sieben Schritt-Methode‘ war für mich neu. Biblisches Wissen bleibt für mich ein Teil des Austausches und ich vertiefe es gerne.»
«Das Lesen der Bibel gehört für mich zum fixen Bestandteil des Tagesablaufs. Wenn ich am Morgen nicht in der Heiligen Schrift lesen kann, hole ich es am Abend nach. Es gibt mir Halt für mein Leben. Bei unserer Gruppe ist mir die Gemeinschaft sehr wichtig. Als ich dazukam, hatte ich verschiedene persönliche Schwierigkeiten. Es hat mich sehr gestärkt und ich merke, wie wir als Christen – jede(r)an seinem Ort und auf seine Art − unterwegs sind. Der Austausch bereichert mich sehr», teilt eine Familienfrau mit.
Der Gruppe gehören momentan ca. sieben Personen an.